Betrachtungen
noch im Aufbau... ...und doch schon fertig:
- Ein Sinnbild der Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche -
Ein Sinnbild der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden, ist es: Immer schon unendlich wertvoll zu sein, und doch gleichzeitig auch begrenzt und beschädigt; sich aufzehrend und doch immer wieder sich erneuernd aus der Kraft Gottes. ER schenkt seinen Geist, wem ER will: Mitgliedern und Nichtmitgliedern der Kirche, Getauften und Ungetauften. Selig der Mensch, der Seinen Geist annimmt und Seine Kraft bei sich aufnimmt.
Das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit
Eine Anregung aus den "Geistlichen Übungen" von Ignatius v. Loyola, dem Gründer der Gesellschaft Jesu (Jesuiten)
Erläuterungen
zu 1.: Es geht um das, was mein Leben bereichert, um das was mich weiterführt. Die Aufmerksamkeit wird zuerst immer auf das gelenkt, was mir an Gutem widerfahren ist. Es geht nicht primär um meine Leistungen oder mein Fehlverhalten. Wie bei der Radtour betrachte ich rückblickend einzelne Abschnitte und freue mich über das, was mich weiter gebracht hat (z.B. aufmunternde Worte, Wegweiser, ...). Es geht dabei nicht um ein bloßes intellektuelles Registrieren, sondern um das Aufgehen lassen der Gefühle angesichts der Tagesabschnitte. Das Ganze findet auch nicht nur im bloßen Nachsinnen oder Spüren, sondern im Gespräch mit Gott statt. Ich stelle mich in Seinen größeren Horizont.
zu 2.: Sich selbst ehrlich betrachten zu können ist eine Gnade. Jesus sagt, dass wir den Splitter im Auge des anderen genau bemerken, während wir das eigene Brett (bzw. den Balken) vorm Kopf nicht registrieren (Matthäusevangelium 7,3). Die Psychologie redet von Verdrängungen und Abwehrmechanismen, die unseren Blick verstellen. Um zur Wahrheit über uns selbst zu finden, brauchen wir die Hilfe von Gott und von Menschen in unserer Nähe.
zu 3.: Wie genau war das, was ich erlebt habe? Wer hat was mit welcher Formulierung gesagt? Dieses genau zu formulieren ist eine gute Übung gegen die eigenen Tendenzen zur Oberflächlichkeit. Die Töne und Zwischentöne von Verstand, Gefühl und Gedächtnis sollen gehört werden, um den Klang des Lebens zu spüren. Wer selbst liebevoll und korrekt mich sich umgeht, wird auch seinen Mitmenschen gegenüber an Tiefe gewinnen.
zu 4.: Wer sich getragen weiß, kann sich zu seinen Fehlern bekennen. Wer mit jemand liebevoll verbunden ist, muss nicht bei jedem kleinen oder größerem Fehltritt Angst haben, fallen gelassen zu werden. Es hilft nicht, eine lose Schraube am Rad zu verdrängen. Was nicht in Ordnung ist, muss in den Blick genommen werden. Es geht um Gottes Willen, um die Heilung der menschlichen Beziehungen.
zu 5.: Ignatius war ein Praktiker. Schritt für Schritt wollte er ein Gefährte Jesu werden. Was kann ich nun tun, um meine Kondition beim Lernen zu fördern? Was kann ich heute tun, um von meinen Selbstzweifeln frei zu werden? Ignatius empfiehlt es jede kleine Änderung zu registrieren, um sich so der Dynamik des Lebens zu öffnen. Kleine überprüfbare Schritte motivieren. Muskeln bauen sich nur langsam auf. Verhaltensänderungen scheinen ebenso Zeit zu brauchen. Und hier wie in anderen Fällen auch: Ich brauche Weggefährten, Trainer, Tipps und Gottes Gnade. Niemand zieht sich selbst aus dem Sumpf. Die eigenen Anstrengungen vorausgesetzt, sind andere mit für mein Wachstum notwendig und auch verantwortlich. Heilungsgeschichten in der Bibel sind das Ergebnis des Sich stark Machens für eine Lösung und der Begegnung mit Jesus.
Der Glaube kommt vom Hören
Lorenz Marti
"Ich? Wer ich bin?
Ach, wenn ich das wüsste..."
Das Wort soll von Schopenhauer stammen, und die Umstände, unter denen er es sagte, waren etwas peinlich.
Mehr zu dieser Geschichte in meinem Buch "Mystik an der Leine des Alltäglichen".
Den Stossseufzer des Philosophen kann ich gut verstehen. Ich weiss auch nicht genau, wer ich bin. Kann ich es überhaupt wissen? Die Mystik sagt: Im Innersten bleibt jeder Mensch ein Geheimnis. So ist es wohl.
© BR München, 2012
Drei Sekunden Gegenwart
Leben im Augenblick - Von Burkhard Reinartz
In nur einem Augenblick kann sich das Leben eines Menschen ändern. Ein Augenblick, das sind drei Sekunden im strengen Sinn und drei bis vier Minuten in der Alltagswahrnehmung. Der Augenblick ist die extremste Form von Gegenwart. Darin entscheidet sich, ob alles anders wird oder alles bleibt wie es ist. Zum Beispiel der Moment, in dem ein Mann und eine Frau sich zum ersten Mal begegnen oder sich für immer trennen. Das Heitere und das Grausame, das Leichte und das Schwere können in einem Zipfelchen Zeit zusammen fallen. Mystiker aller Religionen berichten, dass in einem bewusst erlebten Augenblick Flüchtigkeit und Ewigkeit zusammenfallen. Doch ist es nicht immer leicht, in der Gegenwart zu leben. Menschen sind oft gedanklich in der Vergangenheit und der Zukunft und deshalb zu geschäftig, um den Augenblick wahr zu nehmen. So kann man die Verabredung mit der Gegenwart glatt verpassen. - Redaktion: Theodor Dierkes © WDR Köln, 2012